Seit über drei Jahrzehnten komponiert Maryanne Amacher Werke, in denen das komplexe Verhältnis von Musik und Raum strukturell hinterfragt wird. Sie ist Pionierin auf dem Gebiet der Audiotelemetrie, der Erforschung und Entwicklung neuer akustischer Situationen. Bereits in den 1960er Jahren beschäftigte sie sich mit urbanen Räumen und Klängen, die sie „ortsungebunden“ in ihrem Studio erforschte. In ihren Installationen übertrug sie „live“ das akustische Geschehen verschiedener Städte, wobei sie eine Struktur erzeugte, die diese verbindet. Orte und ortsspezifische Klänge bilden die Dimensionen und räumlichen Modelle, die den Verlauf der Klangfarben und -formen sowie das -spektrum innerhalb ihrer Kompositionen bestimmen. Gleichzeitig sind sie die Instrumente ihrer Performances bzw. Installationen. Die Ausdehnung und die Räumlichkeit des Klangs stehen im Mittelpunkt der Arbeit von Maryanne Amacher. Der Raum ist ihr Instrument.

Ihre Klanginstallation Gravity ist Teil der „Music for Sound Joined Rooms Series“ – einer Reihe von Arbeiten, die Amacher seit den 1980er Jahren entwickelt und in denen sie architekturbasierte, akustische Choreographien realisiert. Die Installation verknüpft die verschiedenen räumlichen Ebenen im Turm der Parochialkirche mit einem unkonventionellen Lautsprechersystem. Mit einer einzigartigen Dramaturgie inszeniert Amacher hier die Räume selbst, die durch ganz unterschiedliche Dimensionen und akustische Eigenschaften charakterisiert sind, als Elemente eines klanglichen Theaters, das die Besucher physisch wie akustisch verfolgen können.