Johannes Oberthür, Martin Supper
Stilllegung
3rd August 2000 - 3rd September 2000
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Mit Stillegung präsentiert die singuhr - hoergalerie eine weitere Ausstellung in 2000, in der zwei Künstler aus den Bereichen Bildender Kunst - Klangkunst - Musik gemeinsam ein Projekt realisieren.
Durch seinen kreuzförmigen Grundriß, die niedrig eingewölbte Decke und das unverputzte Mauerwerk wirkt der Glockenraum der Parochialkirche wie ein unterirdischer Raum. Die Fenster in den beiden Querarmen erinnern jedoch daran, daß man sich hoch oben im Kirchturm befindet. Bei diesem widersprüchlichen Charakter des Raumes setzt die Installation "STILLEGUNG" von Johannes Oberthür und Martin Supper an.
Johannes Oberthür versperrt die beiden Kammern der Querarme mit alten Fenstern. Am nödlichen Vierungsbogen werden die Fenster hochkant wie eine transparente Wand aufgestellt, im gegenüber liegenden Bogen schichtet Oberthür sie waagerecht zu einer Mauer auf. Beidemal tritt das Licht durch die Fenster in den verbleibenden Raum: hier durch die Scheiben, dort durch die Fugen zwischen den aufeinanderliegenden Fensterrahmen. Indem die Versperrungen die abgetrennten Raumteile dem Zutritt entziehen, machen sie sie der optischen Erfahrung zugänglich und artikulieren diese Zugänglichkeit selbst noch polar: Sie lassen die lichte Öffnung und massive Umschlossenheit als komplex korrespondierende Bestimmungen des Raumes wahrnehmbar werden.
Diesen Gegensatz aus Offenlegen und Verbergen nimmt Martin Suppers Komposition auf. Im rechten einsehbaren Raum erzeugen drei statische Sinustöne ein Netz aus stehenden Wellen und leicht schwankenden Schwebungsmustern. Das akustische Abbild dieser Kammer dringt kaum mehr hörbar aus der gegenüberliegenden geschlossenen Kammer. Zudem sind auf zwei der geschichteten Fensterscheiben sog. Transducer (Körperschallerreger) montiert, d.h. das Glas selbst wird hier zur Lautsprechermembran. Unterbrochen durch lange Pausen ertönt aus der Fensterbarrikade eine Komposition aus Sprachkläsngen, die immer wieder aufs Neue die Geschlossenheit der Mauer aufzulösen scheint.