raviv ganchrow westhafen ground-electric Klanginstallation
26.10. — 17.11.2019
Eröffnung: 25.10.2019 um 19 Uhr


!!! SONDERÖFFNUNGSZEIT: DONNERSTAG, 21.11.2019 VON 18  —  21 UHR !!!

Raviv Ganchrows Klanginstallation »Westhafen Ground-Electric« in den Kellergewölben des ZK/U verwandelt das ehemalige Lagergebäude in eine Resonanzkammer seiner aktuellen industriellen Umgebung. Die Installation nimmt tellurische Ströme im Erdreich des Außenraums auf und überträgt sie in Echtzeit in die Gewölbe. Besonders charakteristische Frequenzbänder werden extrahiert und räumlich arrangiert, sodass begehbare Zonen oszillierender klanglicher Intensität entstehen.

Die Beziehungen von Klang und Raum bilden eine Konstante in den Werken von Raviv Ganchrow. Klanginstallationen, theoretische Schriften, aber auch die Entwicklung von klanggenerierenden Technologien bilden Fixpunkte in der Arbeit des Künstlers, der sowohl Architektur (an der Cooper Union in New York) sowie Sonologie (am Royal Conservatory in Den Haag) studiert hat. Materialspezifische Attribute von Raum und Klang werden ebenso thematisiert wie phänomenologisch erfahrbar. Viele seiner jüngeren Arbeiten beschäftigen sich sowohl mit natürlichen wie auch von Menschen strukturierten Umgebungen und deren akustischen Charakteristika. Orte versteht Ganchrow darin als Summe von Beziehungen, die sich mithilfe von Frequenzabhängigkeiten und -beziehungen in einem Dreiecksverhältnis »Klang — Raum — Besucher« darstellen lassen. Ein Verfahren, das Ganchrow dabei häufig verwendet, ist die Arbeit mit tellurischen Strömen im Erdreich in der Umgebung eines Ausstellungsortes — so auch in »Westhafen Ground-Electric«.

Tellurische Ströme sind natürliche elektrische Fluktuationen in der Erdkruste. Sie sind u.a. abhängig von geologischen Formationen, Tag- und Nachtzyklen, natürlichen Strahlungen, Grundwasserbewegungen, Blitzeinschlägen und mineralischen Strukturen, aber auch von Pflanzen und den Aktivitäten von Bodenorganismen. Diese natürlichen Ströme vermischen sich mit anthropogenetischen Strömen, die durch Industrien, Stromnetze oder auch durch Transportinfrastrukturen verursacht werden. In der Umgebung des ZK/U finden sich eine Reihe unterschiedlicher industrieller Stromquellen, die Einfluss auf die tellurischen Frequenzbänder haben: der Westhafen mit seinen Industrie- und Lageranlagen, die hier vorbeiführenden Eisen- und S-Bahnlinien, metallverarbeitende Industrie, Recyclingbetriebe und ein Kraftwerk. Diese Ströme bilden die Grundlage der Klanginstallation. Raviv Ganchrow hat sie an unterschiedlichen Punkten auf dem Gelände des ZK/U untersucht und an kritischen Stellen Erdelektroden installiert, die die Ströme in Echtzeit in die Kellergewölbe des ZK/U übertragen.

Durch spezielle Filter und elektroakustische Verfahren werden die besonders charakteristischen Frequenzbänder hervorgehoben und im Keller des ZK/U über ein spezielles Lautsprechersystem räumlich arrangiert. Die niedrigen Gewölberäume des ehemaligen Lagergebäudes sind dazu durch Lautsprecherkonstruktionen zwischen den Gewölbebögen in getrennte Zonen gegliedert. Es entwickelt sich ein reich strukturierter Klangraum, den sich die Besucher beim Umhergehen nach und nach erschließen können. Das ehemalige Warenlager, das heute als Kulturort genutzt wird, dessen ehemaligen industrielle Funktionen aber immer noch sichtbar sind, wird zum Resonanzraum seiner aktuellen Umgebung.

ZK/U - Zentrum für Kunst und Urbanistik
Siemensstr. 27
10551 Berlin
Eintritt frei
Öffnungszeiten: Do — So 14 — 19 Uhr

Veranstaltet von singuhr e.v.
Gefördert durch die Initiative Neue Musik Berlin e.v. und Mondriaan Fund.
Mit freundlicher Unterstützung von ZK/U — Zentrum für Kunst und Urbanistik.

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