jens brand in mitte (der welt) Installation
11. August – 18. September 2005
Parochialkirche, Glockenraum

Wie klingt die Lüneburger Heide, der Baikalsee oder der Watzmann? Was bleibt eigentlich auf der Strecke, wenn man zum Telefonhörer greift? Jens Brand führt es vor: ironisch, kommunikativ und akustisch »In Mitte (der Welt)«. Im Glockenraum hat der Besucher die Möglichkeit akustische Botschaften in die Welt zu senden, welche eine aus dem Bewusstsein verschwundene Dimension der Telekommunikation berühren — die tatsächliche geografische Entfernung zwischen Sender und Empfänger. Über ein präpariertes Telefon — den Parochial Audio Messenger (PAM) — werden kurze audiografische Stücke an frei wählbare Telefonnummern verschickt. Ihre Gestalt basiert auf den topografischen Daten derjenigen Strecke, die zwischen der Parochialkirche und dem Ort des Empfangsgerätes liegt. Aufgezeichnet mit Hilfe eines Satelliten und abgerufen von öffentlich zugänglichen Datenbanken, wird der topografische Verlauf der Strecke in Audio-Informationen transferiert — ein Vorgang, der vergleichbar ist mit dem Abspielen einer Schallplatte, deren »Berge« und »Täler« im Vinyl die Nadel in Schwingungen versetzen. Ein altes Wählscheiben-Telefon »In Mitte (der Welt)« fungiert als Interface, das die gewählte Telefonnummer an einen Computer weiterleitet. Der Computer ermittelt über die Vorwahl den Ort des Empfängers und berechnet ein 30-sekündiges Musikstück. Es kratzt und ächzt, rackert und knarrt über den Bergen und summt über der See. Der Teilnehmer erlebt und übermittelt eine akustische Reise über Gebirgszüge, Täler, Flüsse und Meere von der Parochialkirche »in Mitte« zu einem gewählten Ort »der Welt«.
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