unexpected territories – david tudor – konzerte 1.7. und 2.7. – Villa Elisabeth
8.7. und 9.7. – St. Elisabeth-Kirche


Programm:
1.7. – 19:00, Villa Elisabeth
David Tudor »Untitled« (1972/1994) mit Michael Johnsen (Projektion von Sophia Ogielska)
Phil Edelstein »Subject to Change« für Video und Sound (für D. T.), UA
1.7. – 20:30, Villa Elisabeth
Mats Lindström »One (for David Tudor)« for neon light and live electronics, UA

2.7. – 19:00, Villa Elisabeth
David Tudor »Pepscillator« (1970) mit John Driscoll, Phil Edelstein
David Tudor »Hedgehog« (1985) mit Michael Johnsen
2.7. – 20:30 Uhr, Villa Elisabeth
David Tudor »Microphone« (1970) mit Matt Rogalsky, Dimitri Georgaras
Jan St. Werner & Michael Akstaller »Robodynamische Diffusion (RDD)« for moving loudspeaker, UA

8.7. – 19:00, St. Elisabeth-Kirche
Laura Mello & Wolfgang Musil »Analog thoughts transformed by digital dreams« für Stimme und live electronics, UA
David Tudor »Pulsers« (1976) mit Michael Johnsen, Phil Edelstein
8.7. – 20:30, St. Elisabeth-Kirche
»Monobirds Orchestra (after and with David Tudor’s Monobird)«
mit Jacob Kirkegaard, Julie Martin, You Nakai, Phil Edelstein

9.7. – 19:00, St. Elisabeth-Kirche
hans w. koch »i smile when the sound is singing through the space« für 12 Lautsprecher und bewegliches Mikrofon, UA
Michael Johnsen »untitled, 2022« for live electronics, UA
David Tudor »Microphone« (1970) mit John Driscoll, Phil Edelstein

Ticket: 12€/8€
Kombiticket (2 Konzerte 19:00 und 20:30): 18€/12€

»unexpected territories« von singuhr — projekte begibt sich auf die Spuren des amerikanischen Komponisten, Performers und Pioniers der Live-Elektronik David Tudor (1926-1996). Tudor ist eine der zentralen Figuren der amerikanischen und internationalen Musikszene nach dem Zweiten Weltkrieg.
Im Zentrum von »unexpected territories« stehen die konkret-praktischen Ausstrahlungen von Tudors Ideen, Utopien und Werken in die Gegenwart. Künstlerischen Weggefährt*innen Tudors, Mitarbeiter*innen, ausgewählte Klangkünstler*innen und Komponist*innen sind eingeladen, sowohl Tudors Werke wiederauszuführen als auch über Werke und Konzepte David Tudors zu reflektieren und in neuen künstlerischen Projekten zu verarbeiten. Das Programm präsentiert fünf Ausstellungen, sieben Konzerte, drei Workshops und ein Symposium.

Im Zentrum der vier Konzertabende von „unexpected territories“ in der Villa Elisabeth (1.7.+2.7.) und in der St. Elisabeth-Kirche (8.7.+9.7.) stehen zwei Werkgruppen. Zum einen Kompositionen von Tudor selbst in einer Realisierung mit dem Originalinstrumentarium bzw. mit Instrumenten, die auf der Grundlage der technischen Skizzen Tudors nachgebaut wurden. Zum anderen Auftragskompositionen von zeitgenössische Komponist*innen, die sich in ihren Performances und Konzerten mit der Ideenwelt Tudors auseinandersetzen.
Für den historischen Teil arbeitet „unexpected territories“ eng mit der von Tudor bereits 1973 initiierten Komponist*innengruppe „Composers Inside Electronics“ zusammen. Mit Phil Edelstein und John Driscoll präsentiert »unexpected territories« zwei Komponisten, die zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe zählen und Tudors Werke bis heute weltweit aufführen. Der Komponist und Elektroniker Michael Johnsen, der in einer Reihe von Konzerten mitwirkt, gilt als Experte für die archivierten Instrumente, Komponenten und Geräte David Tudors. Einige der »devices«, die bei „unexpected territories“ zum Einsatz kommen, hat Johnsen repariert bzw. rekonstruiert.

Mit Tudors Stücken „Pepscillator“ (1970, Realisierung: John Driscoll, Phil Edelstein) und „Microphone“ (1970, Realisierung: Phil Edelstein, John Driscoll, Matt Rogalsky) kommen zwei Werke zur Aufführung (2.7., 19:00 und 20:30), die Teil des im März 1970 gestarteten Programms im Pepsi Pavillion bei der Weltausstellung im japanischen Osaka waren – ein futuristisch anmutender Bau und multimediales Gesamtkunstwerk mit Spiegel- und Licht- und Nebelinstallationen und einem 37-Kanal-Audiosystem im Inneren. Der für das Stück „Pepscillator“ eingesetzte „Pepsi Modulator“ (entworfen von Gordon Mumma) war ein Sound- bzw. Klangmodulator mit enormem Potential zur Klangmanipulation und -verarbeitung.
Die Stücke „Untitled“ (1972/1994, Realisierung: Michael Johnsen mit einer Projektion von Sophia Ogielska, 1.7., 19:00) und „Pulsers“ (1976, Realisierung: Michael Johnsen, Phil Edelstein, 8.7., 19:00) arbeiten mit No-Input-Systemen, d.h. DIY-Komponenten, bei denen die Schwingungen von elektrischen Schaltkreisen ohne externen Eingang zur Erzeugung und Veränderung von Klängen eingesetzt werden können. »Pulsers« erkundet dabei v.a. die rhythmischen Potentiale. Mit Tudors spätem Stück „Hedgehog“ (1985, Realisierung: Michael Johnsen, 2.7., 19:00) schließlich schlagen wir eine Brücke zu Tudors frühen Live-Performances „Bandoneon!“ (1966) und „Rainforest“ (1968f), bei denen Tudor mithilfe von Transducern an diversen Objekten mit Klangtransformationen ohne den Einsatz von elektronischen Filtern experimentierte.
Unmittelbar an Tudors „Bandoneon!“ — und speziell die auf ferngesteuerten Wagen montierten Laut- sprecherobjekte, die für die „moving sounds“ des Stückes verantwortlich waren — knüpft auch eine der ersten Auftragswerke des Projekts an: Jan St. Werner („Mouse on Mars“) & Michael Akstaller präsentieren mit „Robodynamische Diffusion – RDD“ einen mobilen Lautsprecherroboter, der den Raum durch seine Bewegung klanglich aktiviert und seine akustischen Eigenarten auslotet (2.7., 20:30).

Mit dem Thema Klang und Video bzw. Lichtsteuerung durch Sound setzen sich gleich mehrere der Auftragswerke auseinander. Phil Edelstein lässt Video und Sound in seiner Komposition „Subject to Change“ ineinandergreifen, eine Hommage an Tudors Vision einer klangbasierten Videosteuerung (1.7., 19:00). Und der aus Stockholm stammende Mats Lindström schafft in seiner Performance „One (for David Tudor)“ für Neonlicht und Live-Elektronik ein immersives Klang-Licht-Environment (1.7., 20:30).
Den Kölner Komponisten und Klangkünstler/Performer hans w. koch interessiert in „i smile when the sound is singing through the space“ (9.7., 19:00) der Einsatz von Phasenverschiebungen in Kombination mit Feedbacks in einem realen Raum. Durch einen fest installierten Kreis von Lautsprechern mit einem bewegten Mikrofon in dessen Zentrum entstehen ständig wechselnde Klangresultate, je nachdem in welcher konkreten Konstellation die Komponenten zueinander stehen.
Das Thema Stimme schließlich, das gerade in den späten Werken Tudors eine immer stärkere Rolle spielt, steht im Zentrum von „Analog thoughts transformed by digital dreams“ für Stimme und Live-Elektronik der Performerin Laura Mello und des Komponisten Wolfgang Musil. Ein Lautsprecher-Kostüm tragend und mit einem Sensorband zur Messung der Hirnströme ausgerüstet, tritt Laura Mello als »Cyborg-Woman« stimmlich in einen Dialog mit der Live-Elektronik (8.7., 19:00).

Adressen:
Villa Elisabeth, St. Elisabeth-Kirche, Invalidenstraße 3, 10115 Berlin
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