singuhr – projekte: modular music
MODULAR MUSIC präsentiert drei Werke im Zwischenbereich von Konzert, Installation, Environment und Performance. Alle drei Werke — zwei Uraufführungen und eine deutsche Erstaufführung — verstehen sich als modulare künstlerische Plattformen, die modellhaft für neuartige Formen grenz- und genreübergreifender Musik- und Kunstproduktionen stehen. An drei verschiedenen Aufführungsorten in Berlin bietet MODULAR MUSIC individuell bespielte Räume mit je eigener Charakteristik, in denen das Publikum zum Teil der Inszenierung wird. Mit dem Modular Organ System der beiden Berliner Künstler Phillip Sollmann & Konrad Sprenger begibt sich MODULAR MUSIC im Januar 2022 zunächst auf die Spur aktueller Tendenzen in der experimentellen Musik (UA, silent green — Betonhalle, 19.1.-30.1.2022), stellt danach mit Rebecca Saunders’ neuem Werk Myriad II – eine Konzertinstallation eine der einflussreichsten Komponistinnen der Gegenwart mit einem neuartigen Format vor (UA, Radialsystem, 3.3.-12.3.2022) und verweist zum Schluss mit einer Neuinterpretation von David Tudors Rainforest IV auf die historischen Wurzeln dieser genreübergreifenden Tendenzen (Kirche St. Elisabeth, 18.3.-27.3.2022). An der Realisierung sind Musiker*innen, Komponist*innen und Klangkünstler*innen der verschiedensten Genres, Szenen und Generationen beteiligt.

phillip sollmann & konrad sprenger
modular organ system – performative klanginstallation
Ausstellung mit täglichen performativen Interventionen: 19.-23.1. + 26.-30.1.2022, 16-22 Uhr
Betonhalle – silent green
In Zusammenarbeit mit CTM Festival 2022

Das erste Projekt der Serie — das Modular Organ System von Phillip Sollmann und Konrad Sprenger — findet in Kooperation mit dem CTM Festival 2022 in der Betonhalle des silent green statt (19.-30.1.2022). Seit 2017 entwickeln die beiden Berliner Musiker und Komponisten mit ihrem Modular Organ System eine modulare, raumgreifende, auf Orgelpfeifen basierende Klanginstallation, die die über Jahrhunderte gewachsenen Kenntnisse des Orgelbaus mit zeitgenössischen Konzepten, Technologien und Materialien in Beziehung setzt. Durch die Kooperation mit dem bildenen Künstler Nico Ihlein sind Objekte aus Pappmaché und Keramik entstanden. Für MODULAR MUSIC wird das Modular Organ System nun situativ – begehbar — sowie performativ — durch Live-Performances und Interventionen — für ein breites Publikum erlebbar werden. Als kooperierende Künstler*innen sind für jeweils einen Ausstellungstag eingeladen: die schwedische Komponistin und Klangkünstlerin Ellen Arkbro, der von der Improvisation und dem Free Jazz kommende Schlagzeuger und Perkussionist Will Guthrie, der Komponist, Gitarrist und Labelbetreiber Stephen O’Malley zusammen mit der Elektronikmusikerin und Organistin Kali Malone, der Komponist und Klangkünstler Arnold Dreyblatt und das neu formierte Blechbläserensemble Brass Abacus (mit Robyn Hayward — Tuba, Henrik Nørstebø — Posaune, M.O. Abbott — Bassposaune).
Performative Interventionen in der Installation finden im Wechsel von Sollmann und Sprenger und den eingeladenen Künstler*innen statt. Das Programm ändert sich täglich. Die sonoren klanglichen Qualitäten der Betonhalle im silent green sind dabei Kulisse und musikalisch-akustische Impulsgeber zugleich. Während der Laufzeit der Ausstellung bleiben die Übergangsphasen zwischen Installation und Performance für die Besucher selbstverständlich geöffnet. Das Modular Organ System bleibt so über die gesamte Dauer der Präsentationen als ein großes künstlerisches Labor in Betrieb, während es permanent zwischen installativen und konzertanten Zuständen wechselt und sie immer wieder neu vereint. Das Publikum kann für jeweils eine Stunde die performative Klanginstallation besuchen.

rebecca saunders
myriad II – eine konzertinstallation
Ausstellung mit täglichen konzertanten Collagen: 3.-5.3. + 9.-12.3.2022, 14-20 Uhr
Eröffnung: Mittwoch, 2.3.2022, 18-22 Uhr
In Zusammenarbeit mit radialsystem

Das zweite im Rahmen von MODULAR MUSIC realisierte Werk, Rebecca Saunders Myriad II – eine Konzertinstallation, lässt sich als situativ-konzertante Erweiterung einer Klanginstallation beschreiben. Saunders ursprünglich 2015 mit dem Architekten Martin Rein-Cano (TOPOTEK 1) für die Architekturbiennale in Shenzhen entwickelte Installation Myriad besteht aus 54 kurzen Stücken, die in Clustern über insgesamt 2.464 Spieluhren verteilt erklingen, die streng symmetrisch in einer zehn Meter langen und von innen beleuchteten Wand integriert sind. Für sich genommen erscheinen die einzelnen Melodien skizzenhaft und fragil. Praktisch jedoch unzählbar („myriad“) ist die Zahl ihrer Kombinationen, die die Besucher*innen durch ihr Spiel auslösen können. Das Publikum wird so zum aktiven Mitkomponieren einer kollektiven Musik animiert.
Myriad II – eine Konzertinstallation im Berliner Radialsystem (3.-12.3.2022) erweitert die Installation nun durch performativ-kompositorische Elemente. Statt einer Stand-Alone-Variante präsentiert MODULAR MUSIC täglich wechselnde Collagen aus konzertanten Formen und installativen Zuständen. Insgesamt sechs Werke von Rebecca Saunders werden in regelmäßigen Intervallen im Raum aufgeführt: „fury" — für Kontrabass solo (mit Caleb Salgado), „blaauw" — für Trompete solo (mit Marco Blaauw), „Neither" — für Trompeten Duo (mit Marco Blaauw und Nathan Plante), „to an utterance — study" für Klavier solo (mit Ernst Surberg), „Hauch" — für Violine Solo (mit Chatschatur Kanajan) und „to and fro" — für Violine und Oboe (mit Chatschatur Kanajan und Simon Strasser). Das Projekt kombiniert so zwei weitgehend vertraute Präsentations- und Rezeptionsformate neuester Musik und Klangkunst zu einem neuartigen Gesamtkunstwerk: konzertante Aufführungen und installative Präsentation.

david tudor
rainforest IV – klanginstallation (1973)
Kirche St. Elisabeth
Klanginstallation: 18.-27.3.2022, tgl. 14-20 Uhr
Eröffnungsperformances: Donnerstag, 17.3.2022, 18, 19, 20 und 21 Uhr

Zum Abschluss setzt MODULAR MUSIC mit einer Neuinterpretation von David Tudors Rainforest IV (1973) in der Kirche St. Elisabeth (18.-27.3.2022) auch einen starken musikhistorischen Akzent. Tudor ist neben John Cage einer der zentralen Figuren in der Musikszene in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Bedeutung, die der 1996 verstorbene Künstler als Interpret, Komponist, Performer und Pionier der Live-Elektronik für die Entwicklung der experimentellen Musik hatte, ist kaum hoch genug einzuschätzen. Für die Produktion seines Rainforest IV in Berlin arbeiten insgesamt sieben Komponist*innen, experimentelle Musiker*innen und Klangkünstler*innen in einer einwöchigen Proben- und Kompositionsphase gemeinsam an einer Neuinterpretation des Stückes. Mit dem kanadischen Komponisten Matt Rogalsky ist einer der erfahrensten Tudor-Spezialisten eingeladen, zusammen mit dem Kölner Komponisten hans w. koch die Erstaufführung in dieser Besetzung zu leiten.
Das Projekt versteht sich — 25 Jahre nach dem Tod David Tudors — nicht nur als Hommage an den Musiker und Komponisten, sondern stellt die Potentiale ins Zentrum, die dem Rainforest als kompositorische Plattform nach wie vor innewohnen. Die beteiligten Künstler*innen haben ihren Hintergrund in den verschiedensten Genres: „klassisch“ ausgebildete Komponist*innen wie die Schwedin Hanna Hartman und der US-Amerikaner Michael Winter arbeiten mit Klang- und Medienkünstler*innen wie der japanischen Künstlerin Miki Yui, dem aus Ungarn stammenden Musiker Zsolt Sörés und der jungen rumänischen Künstlerin Ioana Vreme Moser sowie mit Künstler*innen aus dem Bereich Elektronik und experimenteller Musik wie der aus Frankreich stammenden Jessica Ekomane oder dem Berliner Robert Lippok, ehemals „to rococo rot“, zusammen und ermöglichen so in einem für alle völlig ungewohnten Setting vielversprechende Kollaborationen über die Szenegrenzen hinweg.

Veranstaltet von singuhr e.v.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
In Zusammenarbeit mit CTM Festival 2022 und radialsystem

Mit freundlicher Unterstützung von silent green, Kultur Büro Elisabeth
Medienpartner: digital-in-berlin


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