Steve Roden
light forms / the moon gatherers
19. September 2002 - 27. Oktober 2002
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light forms

als ich 1997 in sheffield (england) war, schlief ich in einem kleinen raum des saxophonisten mick beck; ein eher lauter regen war zu hören, mitten in der nacht erwachte ich aus einem tiefen schlaf und schrieb die worte "wahrheit ist die glocke. glocke ist die wahrheit" auf ein stück papier, worauf ich gleich wieder einschlief. am nächsten tag hatte ich keine ahnung, warum ich diesen text geschrieben hatte.    
1998 in liverpool (england) besuchte ich eine große kathedrale. der glockenspieler zeigte mir einen band mit «partituren« für das glockenläuten von jasper snowdon von 1880. diese partituren waren nicht nur sehr schön, sondern standen in einer geradezu unheimlichen verbindung zu einem großteil meiner visuellen kunst.
für die erarbeitung einer performance beim festival «resonanzen« in saarbrücken 2002, die unter dem thema «licht« stand, begann ich die klänge von gegeneinander geschlagenen glühbirnen zu benutzen. durch zufall fand ich in dieser zeit eine ausgabe von jaspar snowdons buch aus dem jahr 1944.
für die installation in der «singuhr - hoergalerie in parochial« treffen die kirche, die idee der glocken und des lichts aufeinander. die birnen werden zu «glocken«, wenn ihre klänge in einem raum umherwandern, in dem immer glockenklänge existierten. das visuelle element besteht aus einem einfachen abstrakten film, den ich mit meiner super-8-kamera aufgenommen und in ein video transfomiert habe. die ersten und letzten bilder sind eine umwandlung der phrase "wahrheit ist die glocke, glocke ist die wahrheit". der rest der bilder wurde durch blaue und rote lampen sowie schablonen erzeugt, die von den mustern von jasper snowdons glocken-partituren inspiriert sind.
the moon gatherers (third version)

«the moon gatherers« ist mein erstes stück, bei dem ich glasflaschen benutze, um klänge kleiner lautsprecher zu verstärken. inspiration zu diesem werk war die collage des amerikanischen künstlers joseph cornell, bei der sich eine mondfotografie innerhalb einer flasche befand. für die dritte version in der «singuhr - horgalerie in parochial« in berlin möchte ich mehr das intime wesen wie auch den raum selbst in den mittelpunkt stellen. daher wird diesmal das werk in seiner reinsten und intimsten form von schlichtheit gezeigt - 4 lautsprecher und 4 flaschen - um einen kleinen raum von intimität und reflexion zu schaffen.
musikalisch arbeitet «the moon gatherers« mit einer Reihe von akustisch und elektronisch bearbeiteten klängen von glasflaschen, die geklopft, geblasen und mit einem violinbogen gespielt werden. diese klänge wurden dann auf 4 kanäle transformiert, die 24 minuten mit unterschiedlicher geschwindigkeit laufen, sodass das stück sich leicht mit jeder «vorführung« ändert.

steve roden august 2002