stefan roigk bursting confidence Klanginstallation
6. Juni – 7. Juli 2013
Kunsthaus Meinblau

Stefan Roigks Arbeiten im Grenzbereich von Bildender Kunst und Musik sind Raumskulptur und klingendes Objekt, Klangcollage und Installation zugleich — Arbeiten, die unterschiedliche Medien integrieren und in Beziehung setzen. Dekonstruktion und Fragmentierung sind wiederkehrende kompositorische Prinzipien, die Roigk nicht nur für die musikalische Inszenierung, sondern auch für die bildnerische Entwicklung seiner Skulpturen verwendet. Dabei sind seine Materialien und Objekte — die akustischen ebenso wie die bildnerischen — häufig einfachen Alltagszusammenhängen entlehnt: Holz, Styropor oder Pappmaché, Brumm- und Störgeräusche, die Geräusche von Tischtennisbällen oder Plastikflaschen. Der künstlerische Zugriff lässt sie zwischen Gewohntem und Fremdem oszillieren.
Die Installation »bursting confidence« für den Ausstellungsraum im Kunsthaus Meinblau versteht Roigk als mehrdimensionale Raumkomposition, bei der formale Klangparameter bzw. musikalische Bearbeitungstechniken in skulpturale Konstellationen überführt werden ebenso wie umgekehrt räumliche Konstellationen in die konkrete klangliche Gestaltung einfließen. Als skulpturales Ausgangsmaterial verwendet Roigk aus Pappmaché hergestellte Abformungen unterschiedlichster Kunststoffobjekte. Die vertrauten Formen von Plastikflaschen, -bechern oder -verpackungen scheinen in den Pappmaché-Artefakten jedoch nur noch als fragil-bruchstückhafte Abdrücke auf. Roigk arrangiert sie auf quer durch den Raum verspannten Nylonfäden so, dass ein dynamisches, an die Explosionsmalerei erinnerndes Geflecht sich unregelmäßig kreuzender Linien im Raum entsteht, das sich von etwa Hüfthöhe bis knapp unter die Decke erstreckt. Die formale Auswahl der Objekte und ihre konkrete Positionierung auf den Fäden allerdings folgt musikalischen Prinzipien. Ihr Arrangement im Raum bezieht sich bewusst auf musikalische Notationen und beruht auf Bearbeitungstechniken wie Repetition oder Variation in der Musik.
Die wie erstarrt wirkende plastische Dynamik der Skulptur kontrapunktiert Roigk mit einer 8-Kanal-Komposition, die über acht weiß lackierte, in das Netz der Objekte integrierte kleine Lautsprecherchassis abgespielt wird. Ähnlich wie die räumliche Disposition der Abformungen musikalisch gedacht ist, ist die musikalische Gestaltung genuin räumlich konzipiert. Die Komposition lässt akustische Felder entstehen, die sich durch unterschiedliche Dichte und Intensität auszeichnen. Das klangliche Ausgangsmaterial bilden dabei unter anderem auch Geräusche eben jener Objekte, deren Abformungen die Skulptur selbst bilden. Auf der musikalischen Ebene wendet Roigk damit das gleiche Verfahren an wie auf der skulpturalen: die Klänge im Raum werden ähnlich wie die Pappmaché-Artefakte zu Abstraktionen konkreter Formen.

»Bursting confidence« entstand während einer Projektresidenz in der singuhr im Rahmen des europäischen Sound Art Netzwerks »Resonance« und wurde im Januar 2014 in Rennes (Frankreich) und im Juni 2014 in Riga (Lettland) in ortsbezogenen Varianten präsentiert.

Technische Assistenz: Thomas Wochnik
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